ATEX-Seitenkanalverdichter: Wann sind sie notwendig und was muss beachtet werden?

ATEX-Seitenkanalverdichter: Wann sind sie notwendig – und was muss beachtet werden?

Die Auswahl eines Seitenkanalverdichters für explosionsgefährdete Bereiche ist kein gewöhnlicher Vorgang. Sobald Gase, Dämpfe oder Stäube im Spiel sind, greifen strenge Vorschriften – die sogenannte ATEX-Richtlinie. Doch wann genau braucht man einen ATEX-Seitenkanalverdichter? Und was ist bei Planung, Auswahl und Betrieb zu beachten? Dieser Artikel klärt die wichtigsten Fragen für technische Entscheider.


Was bedeutet „ATEX“ eigentlich?

„ATEX“ steht für die französische Abkürzung ATmosphères EXplosibles und bezeichnet zwei zentrale EU-Richtlinien:

  1. ATEX 2014/34/EU (Produktrichtlinie)
    → Regelt, welche Geräte in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden dürfen.
  2. ATEX 1999/92/EG (Betriebsrichtlinie)
    → Regelt die Betreiberpflichten und Sicherheitsmaßnahmen in explosionsgefährdeten Bereichen.

Ein Seitenkanalverdichter fällt unter die Produktrichtlinie, wenn er in einer Zone betrieben wird, in der entzündliche Gase, Dämpfe oder Stäube auftreten können.


Wann ist ein ATEX-Verdichter notwendig?

Ein Seitenkanalverdichter muss ATEX-zertifiziert sein, wenn:

  • er innerhalb einer Ex-Zone (0, 1, 2 / 20, 21, 22) betrieben wird
  • das geförderte Gas/Luft-Gemisch selbst explosionsfähig ist
  • z. B. brennbare Dämpfe oder Stäube angesaugt oder gefördert werden

➡️ Typische Branchen mit ATEX-Anforderungen:

BrancheBeispielhafte Anwendungen
Chemie / PharmaTrocknung, Absaugung, Förderung
LebensmittelindustrieMehlstaub, Zuckerstaub
DruckindustrieLösungsmitteldämpfe
AbwassertechnikBiogasanlagen, Klärgas
MedizintechnikLösungsmittelabsaugung

Was ist bei der Auswahl zu beachten?

Bei der Wahl eines ATEX-Seitenkanalverdichters sind folgende Punkte zwingend zu klären:

  • Zone des Einsatzortes (z. B. 1 oder 2 → gasförmig / 21 oder 22 → Staub)
  • Zündgruppe & Temperaturklasse (z. B. IIB, T4)
  • Art des Fördermediums (explosionsfähig oder nicht?)
  • Aufstellung: innen oder außen der Zone?
  • ATEX-Kennzeichnung des Geräts (z. B. II 2G Ex h IIB T4 Gb)

Zusätzlich empfiehlt sich:

  • Erdungskonzept (Vermeidung statischer Aufladung)
  • Funkenfreie Ausführung
  • Vermeidung heißer Oberflächen (> Temperaturklasse)

Was passiert, wenn man ATEX ignoriert?

Wer ein nicht ATEX-zertifiziertes Gerät in einer Ex-Zone betreibt, riskiert:

  • Haftungsfragen im Schadensfall
  • Versicherungsprobleme
  • Verstöße gegen Arbeitsschutzgesetze
  • Stilllegung durch Behörden oder Berufsgenossenschaften

Fazit ATEX ist kein optionales Feature, sondern in bestimmten Anwendungen zwingend erforderlich. Wer bei der Auswahl von Seitenkanalverdichtern auf ATEX-konforme Modelle setzt, schützt nicht nur Mensch und Maschine – sondern auch das gesamte Projekt. Technische Beratung und korrekte Auslegung sind hier unerlässlich.

🔗 Empfehlenswerte Links:

  • ATEX (Abkürzung für die französische Bezeichnung für explosionsfähige Atmosphären „atmosphères explosibles“) umfasst zwei EU-Richtlinien im Bereich des Explosionsschutzes: die Betriebsrichtlinie 1999/92/EG (ATEX 137) für den Arbeitsschutz und die Produktrichtlinie 2014/34/EU (ATEX 114) f. Produktstandards in explosionsgefährdeten Bereichen.
  • Hersteller müssen Geräte und Systeme, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden sollen, nach der ATEX-Produktrichtlinie zertifizieren lassen und entsprechend kennzeichnen.
  • Arbeitgeber sind nentsprechend der ATEX-Betriebsrichtlinie verpflichtet, Sicherheitsmaßnahmen und Dokumentationen zum Explosionsschutz zu erstellen.
  • Die Einteilung in ATEX-Zonen und Gerätekategorien bestimmt die Sicherheitsanforderungen.
  • Unternehmen müssen die ATEX-Richtlinien umsetzen, das Personal schulen und Sicherheitsprüfungen durchführen.

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